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  • AutorenbildSonja Tanzer

Von der Stille und dem Novemberblues

Endlich kehrt Ruhe ein. Nach den prallen Sommerfreuden und den betriebsamen Herbstarbeiten dürfen wir nun endlich die Hände in den Schoß legen und uns zurückziehen. Nicht nur unser Körper braucht jetzt Erholung, auch unsere Seele sehnt sich nach Frieden und Rückzug. Es ist der natürliche Kreislauf den wir in jedem neuen Tag, jedem neuen Jahr und jedem neuen Leben bestaunen dürfen.


Werden - sein - vergehen. Diese drei Worte werden häufig verwendet, ohne sich deren Bedeutung wirklich vor Augen zu führen. Sie sind schnell dahin gesagt, aber erfassen wir ihre Bedeutung wirklich?


Inhaltsverzeichnis



"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne"


Dieses Zitat von Hermann Hesse beschreibt sehr gut, wie das Werden entsteht. Wir denken, es ist ein kurzer Akt - das Lebewesen kommt auf die Welt und es ist. Vollkommen, ein lebendes Wesen mit allem, was ihm bestimmt ist. So einfach ist es aber nicht. Das Werden umfasst einen Zeitraum, der mit der Intention Leben zu schaffen bereits beginnt. Es ist niemals ein bewusster Willensakt - es liegt in niemandes Hand, wann und ob überhaupt das Werden beginnt. Wir können Gegebenheiten schaffen, optimale Bedingungen bereiten, aber das ist auch schon alles.


Auch ein Tag oder ein Jahr fängt schon lange vor dem Ereignis an, das wir Zeit nennen. Zeit wurde "erfunden" um in einer immer komplexer werdenden Welt zurecht zu kommen. Dieses Werkzeug schafft die Möglichkeit, zu bestimmen, wann ein Tag oder ein Jahr beginnt. Aber auch ohne diese Bezeichnung würden beide anfangen.


Ein Tag wird schon in der Nacht geboren - er WIRD im Laufe der Zeit. Mit dem Jahr verhält es sich ebenfalls so. Es beginnt schon lange bevor neues Leben aus der Erde sprießt, lange bevor, die Sonnenwende die Tage wieder länger werden lässt. Es beginnt schon im Absterben des alten Jahres.


Wir befinden uns jetzt im November eigentlich schon wieder im Werden. Gerade ist alles abgestorben, aber die Samen sind in die Erde gelegt. Es braucht nur einen Impuls um sie zum Keimen und Wachsen zu bringen.




Aus der Asche des Alten entsteht neues Leben




"Sein oder nicht sein - das ist hier die Frage"


Die Frage aus Shakespeares "Hamlet, der Prinz von Dänemark" mag für vernunftbegabte Wesen manchmal von Bedeutung sein. Für die Natur ist sie das nicht. Sie ist einfach. So wie ein Tag unweigerlich auf den nächsten folgt, folgt ein Monat und ein Jahr auf das nächste. Das Leben ist immerwährend und wird in der Natur zumindest, nicht einmal durch den Tod durchbrochen.


Der Tag wird am Morgen sichtbar und doch wissen wir, dass er schon lange ist. Er wird uns jetzt begleiten, bis es dunkel wird - die Dämmerung kündigt uns sein Schwinden schon an.


In der Natur bemerkt man das neue Leben oft recht spät. In vielen Regionen liegen dicke Schneedecken und der Frost reicht tief ins Erdreich hinab. Trotzdem tut sich unter der Erde schon was, das Sein drängt dem Licht entgegen, es will seine Vorsehung erfüllen.


Die Aufgabe des Seins ist das Leben in all seinen Facetten zu leben. Im Sein erfüllen wir Aufgaben und meistern Situationen. Wir durchleben all das, was uns bestimmt ist und streben dem Höh Frühling, wenn Schnee und Frost endlich besiegt sind, dann sprießt das Leben aus der Erde. Die Tiere bekommen ihre Jungen, Pflanzen wachsen, blühen und bekommen Früchte - es ist ihr Lebenshöhepunkt.


Sobald dieser erreicht ist, beginnt die nächste Phase des Lebens:



Das Schwinden


Das Vergehen ist die Zeitspanne vor dem Tod, der unweigerlich den Neuanfang schon in sich trägt. Auf das Menschenalter übertragen setzt das Vergehen viel früher schon ein, als es die meisten von uns wahrhaben wollen. Die Blüte der Jugend ist zwar schon lange vorüber, trotzdem fühlen sich die Menschen frisch und agil, wenn das dritte Lebensalter beginnt.


Die Natur und mit ihr viele Pflanzen erreichen etwa um die Sommersonnenwende ihren Höhepunkt. Ab dann geht es in die Reife und in das Schwinden. Wir merken lange nichts davon - auch in diese Phase werden wir sanft über geleitet. Die Tage werden langsam kürzer, die Früchte reifen und samen aus, die Ernte wird eingebracht. Man schöpft nochmal aus der Fülle und doch sieht man, dass es nicht ewig so weiter gehen wird.


Der Herbst macht diesen Abschnitt sowohl im Menschenalter als auch in der Natur sichtbar: die Blätter färben sich und werden abgeworfen. Krautige Teile der Pflanzen werden braun, Mikroorganismen verstoffwechseln sie, um den Boden für das Neue zu bereiten. Aus der Natur wird nun nichts mehr entnommen - es ist pucca und gehört bis zur Mutternacht - der Wintersonnenwende und darüber hinaus den Naturgeistern. In den Pflanzen sind keine für uns verwertbaren Vitalstoffe mehr. Sie bringen uns keine Energie, alle Zeichen deuten auf Verfall. Wir tun uns langfristig nichts Gutes, wenn wir dennoch in der Natur sammeln und ernten.


Die Haare werden grau, die Haut faltig, die Leistungsfähigkeit lässt merklich nach. Der Lebensabend ist da.


Am Ende weicht das Leben aus den Körpern. In der Natur ist es ein klar sichtbarer Übergang. Die abgefallenen Blätter, tote Tiere, abgestorbene Pflanzenteile werden verstoffwechselt und bereiten die Basis für das neue Leben, das bereits im Boden auf den nächsten Zyklus wartet.






Novemberblues und Traurigkeit


Die immer kürzer werdenden Tage drücken vielen von uns aufs Gemüt. Am Anfang des Monats steht das Toten- oder Ahnenfest und uns allen wird unsere Vergänglichkeit vor Augen geführt. Viele von uns wollen und können nicht akzeptieren, dass wir früher oder später aus diesem Leben gehen müssen. Wir verneinen das Leben nach unserem Tod.


Es ist ja auch nicht einfach - bisher ist niemand zurück gekommen und hat uns erklärt, wie das so ist mit dem Sterben. Und vor allem: was danach kommt. Loslassen ist selten einfach, besonders wenn es um jemand Nahestehenden geht.


Noch dazu kommt der zunehmende Lichtmangel in unseren Breiten. All das kann uns in eine leichte Depression führen. Dieser Zustand ist bitte nicht mit einer ausgewachsenen, diagnostizierten und absolut ernst zu nehmenden und von einem Facharzt zu behandelnden Erkrankung vergleichbar.


Ich schreibe hier über eine gewisse Traurigkeit, ein Seelenschmerz, der sehr wohl auch ernst zu nehmen ist. Der aber sein darf. Den wir brauchen, damit unsere Seelen sich entwickeln können. Erleichterung können uns verschiedene pflanzliche Helfer verschaffen.





Pflanzenhelfer bei Traurigkeit und Trübsinn


Zu aller erst ist hier das Johanniskraut zu nennen. Es bringt die Kraft der Sommersonne in die dunkle Zeit. Ein Tee aus den Blüten und Blättern erhellt das Gemüt und wenn man noch 2-3 Tropfen Johanniskrautöl auf ein Stückchen Brot gibt, dann wärmt es auch noch von innen heraus.


Ebenso ist Räuchern ist eine gute Möglichkeit, die Dinge nicht mehr ganz so trüb zu sehen. Alantwurzel verräuchert bringt Sonne ins Herz, darüber hinaus wirkt er keimtötend. Herzerwärmend wirkt die Räucherung, wenn du zum Alant noch Kamille hinzufügst. Nimmst du Heckenrosenblüten dazu, wird dir innerer Frieden und Ruhe geschenkt. Sie sollen antidepressiv wirken, die Zuversicht stärken und Ängste in Luft auflösen. Damit die Komposition gut duftet, füge noch etwas von der Lärche hinzu. Sie bringt nicht nur guten Duft, als echter Lichtbaum schenkt sie Heiterkeit, Zuversicht, Leichtigkeit und stärkt dein Vertrauen. Die Schafgarbe schließlich regt die Seele an, Dinge zu verarbeiten. Anstatt der Schafgarbe kannst du auch das Mark des Schwarzen Holunders nehmen, es wirkt aufhellend und antidepressiv.


Sanddorn und Hagebutte eingenommen, wirken durch das enthaltene Vitamin A stimmungsaufhellend. Allgemein helfen hier gelbe Lebensmittel: Karotten, Kürbis, Kurkuma usw.


Was du sonst noch tun kannst, um deine Stimmung auf zu hellen


Vitamine sind sehr wichtig für ein ausgeglichenes Gemüt. Hier sind besonders einige Vitamine des B-Komplexes, Vitamin D und Folsäure hervor zu heben. Ein Mangel dieser Mikronährstoffe fördert Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit. Die Bildung des körpereigenen Glückshormons Serotonin wir durch Vitamin B12 Mangel erheblich erschwert bzw. gar verhindert.

Vitamin D und Folsäure sind beides in fettem Fisch enthalten. Für Vitamin D braucht der Körper unbedingt Sonnenlicht, da es sonst nicht aufgebaut werden kann.


Geh so oft es geht hinaus - es ist egal, ob die Sonne scheint oder nicht. Frische Luft fegt dunkle Gedanken weg und wenn der Wind kräftig bläst - um so besser!





Die ursprüngliche Dreiteilung


Wir haben also gesehen, dass eine Dreiteilung sowohl im Jahreskreis, im (Menschen-)leben als auch in größeren Zyklen stattfindet. Das ist aber keine "Erfindung" der Neuzeit. Bereits unsere Vorfahren haben diese Drittelung gekannt. Sogar die Große Göttin ist ihnen als die Dreifache erschienen: als Jungfrau, nährende Mutter und als die weise Alte. Diese Vorstellung gab und gibt es in vielen heutigen Religionen noch. Das Christentum spricht zum Beispiel vom Vater, Sohn und heiligen Geist.


Im Alpenraum hat das weibliche Bild der Dreifachen lange überlebt. So gab es im Mittelalter noch die "Heiligen drei Madl" - Margarete, Barbara und Katarina. Den folgenden Spruch kennen viele Menschen heute noch:


Margarete mit dem Wurm,

Barbara mit dem Turm,

Catharina mit dem Radl –

das sind die drei heiligen Madl



Diese drei waren ursprünglich heidnische Göttinnen: Wilbeth, Ambeth und Borbeth. Im Geheimen erzählt man sich sogar, dass heutzutage der Segen der heiligen drei Madln (=Mädchen) ganz hochoffiziell von den Sternsingern in jedes Haus gebracht wird: C + M + B bedeute nämlich mitnichten "Christus mansionem benedicat" sondern Catarina, Margarete und Barbara. Hier mag sich wohl jeder selbst eine Meinung bilden.



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